Vorstellung der synchronoptischen Zeitleiste
1905 wurde unser Klinikum gegründet, es war und ist eine wechselvolle Geschichte. Über die Geschichte des Klinikums wurde und wird intensiv geforscht, viele Beiträge, Bücher und auch Dissertationen sind hierzu erschienen. Immer war unsere Geschichte auch ein Spiegelbild der jeweiligen politischen Machtverhältnisse, der geltenden Gesetze und Regelungen, der gesellschaftlichen und medizinischen Veränderungen und Überzeugungen. Wie stellt man die Verbindungen und Einflussnahmen so dar, dass sie für jedermann erkennbar und verständlich sind?
„"Wir wollen unsere Geschichte aufarbeiten, wir wollen unsere Geschichte verstehen, wir wollen sie sichtbar machen," betonte Bezirkstagspräsident Josef Mederer, der sich seit vielen Jahren für die transparente Aufklärung insbesondere der NS-Verbrechen einsetzt.
Vor zwei Jahren begann ein eigener Arbeitskreis des Klinikums, sich Gedanken über das passende Medium zu machen. Schnell war klar, dass eine synchronoptische Zeitleiste die verschiedenen Ebenen und Aspekte darstellen kann. Sechs Meter ist die Zeitleiste breit, fast 2 Meter hoch, bettet sie mit Bildern, Grafiken und kurzen Texten die Geschichte des Klinikums auf elf verschiedenen Ebenen in die deutsche Geschichte ein. „Es war eine intensive Diskussion, die wir geführt haben. Aus einer Fülle an möglichen Informationen mussten wir auswählen, was nicht immer einfach war. Immer stellte sich die Frage, was wir aufnehmen und was wir weglassen. Aber damit erreichen wir auch, dass wir mit den Betrachtern in das Gespräch kommen und diskutieren können. Und dies ist das Ziel unserer Zeitleiste“ betonte Prof. Peter Brieger.
Dr. Winfried Helm, der zusammen mit Susanne Asenkerschbaumer den Arbeitskreis beriet und die grafische Gestaltung umsetzte, erläuterte die Zeitleiste eindrucksvoll: „Eine Synchronoptische Zeitleiste ist ein hervorragendes didaktisches Mittel, das jeder Ausstellung, die historische Bögen schlägt, gut ansteht. Es bietet dem Blick viele Haltestellen; es ermöglicht das schnelle Erfassen diachroner Abläufe; es fordert dazu auf Beziehungen herzustellen; es weist unzählige Assoziationspotentiale auf, die die Betrachterinnen und Betrachter fast automatisch tätig werden lassen“ erläuterte der Historiker.
Die Zeitleiste wurde multiprofessionell erarbeitet, das war Sabine Brüchmann wichtig. Die Referentin erinnerte sich, wie sie angesprochen wurde, ob sie mitarbeiten wolle. „Es gab eine E-Mail an alle Mitarbeitenden, eine Einladung, sich im Prozess der Erinnerungskultur einzubringen. „Es war ein dynamischer operativer Arbeitskreis, in welchen im weiteren Verlauf Mitarbeitende eingeladen wurden, die sich proaktiv mit dem Thema Erinnerungskultur und deren Gestaltung in ihrem Arbeitsalltag auseinandersetzen wollen. Diese Offenheit war etwas Besonderes und wichtig“, so Brüchmann.
Die Zeitleiste ist ein weiteres Element in der Aufarbeitung der Geschichte des Klinikums. 2021 wurden die Bautafeln mit den Namen der Opfer der „Euthanasie“ vor dem Verwaltungsgebäude vorgestellt, der Raum um das Mahnmal in der Nähe der evangelischen Kapelle soll neu gestaltet werden.
Die Zeitleiste wird bereits bei Führungen genutzt. Regelmäßig besuchen uns verschiedene Gruppen, um sich über die Geschichte des Klinikums zu informieren. Die synchronoptische Zeitleiste ist das ideale Medium, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Jederzeit kann die Zeitleiste im 1. Stock des Verwaltungsgebäudes besichtigt werden.
Henner Lüttecke