Wissenschaftliche Untersuchung über die Anwendung von freiheitsentziehenden Maßnahmen (FeM) in Einrichtungen für volljährige Menschen mit Behinderungen in Bayern im Auftrag des Gesundheits- und Pflegeministeriums
Manche Menschen mit seelischer und geistiger Behinderung, die in Einrichtungen („Heimen“) leben, sehen sich mit freiheitsentziehenden Maßnahmen (z.B. verschlossene Türen, aber auch mechanischen Fixierungen, Bettgitter u.ä.) konfrontiert. Wie oft das Fall ist, in welcher Form das geschieht und ob es Alternativen dazu gibt, ist aber bislang wenig untersucht. Deswegen ist Ziel eines Forschungsprojektes, Erkenntnisse zu diesen Fragen zu gewinnen und Empfehlungen für den Einsatz von bzw. Alternativen zu freiheitsentziehenden Maßnahmen zu erarbeiten. Mittels Fragebögen, aber auch Befragungen und Untersuchungen vor Ort (einschließlich teilnehmender Beobachtung) soll hier herausgefunden werden, ob und wie freiheitsentziehende Maßnahmen in Heimen in Bayern bei Menschen mit seelischer und geistiger Behinderung umgesetzt werden.
Dieses Forschungsprojekt wird gemeinschaftlich von Frau Prof. Dr. Tanja Henking (Medizinrechtlerin an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt), Herrn Thorsten Schmizt-Schäfer (transfer Unternehmen für soziale Innovation) und Prof. Dr. Peter Brieger (kbo-Isar-Amper-Klinikum) geleitet und vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP) finanziert. Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage (www.fem-bayern.de).
In der Untersuchung werden die Arten freiheitsentziehender Maßnahmen erhoben, die Gründe für deren Anwendung, die Art und Weise wie Maßnahmen gestaltet und begleitet werden, und welche Alternativen und präventive Maßnahmen eingesetzt werden. Es kommen qualitative und quantitative Verfahren zur Anwendung. Durch die Zusammenarbeit von sozialwissenschaftlicher (Thorsten Schmitt-Schäfer, transfer), juristischer (Prof. Dr. Tanja Henking, Hochschule Würzburg-Schweinfurt) und medizinischer Perspektive (Prof. Dr. Peter Brieger) wird ein multidisziplinärer Forschungsansatz umgesetzt. Im Forschungsbeirat tauschen sich der Bayerische Behindertenbeauftragte, verschiedene Selbsthilfeverbände, die Wohlfahrtsverbände, Träger von Einrichtungen, Vertreter der Regierung von Bayern, der Bayerische Bezirketag, das Sozialministerium und Gerichte mit den Projektkoordinatoren aus. Die Durchführung ist für das Jahr 2021 geplant; die Umsetzung ist durch die Corona Maßnahmen offensichtlich erschwert. Über die Fortschritte und Ergebnisse der Untersuchung werden wir berichten.
Das Projekt fügt sich ein in eine Gesamtkonzeption, freiheitsentziehende Maßnahmen und Zwang zu thematisieren, dies wissenschaftlich zu untersuchen und Schritte zur Prävention und zur Verbesserung der Gestaltung von freiheitsentziehenden Maßnahmen auf den Weg zu bringen.